Wie viele asiatische Migrantenkinder in Deutschland eine Diskriminierungserfahrung gemacht haben und im tolerierten Umgang mit Diskriminierung ein unangenehmes Gefühl erlebt haben, zeigen hier ein Beitrag aus einer deutschsprachigen China-Plattform und Erfahrungen von Müttern aus der letzten Diskussionsrunde bei GePGeMi e.V.
Eine Diskriminierungserfahrung in der Kindheit von einem Mann mit chinesischen Migrationshintergrund
(…) Zu der Zeit haben die fast täglichen diskriminierenden Witze und Spiele über Chinesen im Kindergarten und der Grundschule mein Bild über Deutschland nicht getrübt, obwohl sie sehr unangenehm für mich waren und jetzt im Nachhinein vielleicht mehr Schaden angerichtet haben als zuerst gedacht.
Oft wurde von den „einigen“ Kindern – natürlich nicht von meinen Freunden – dieses bescheuerte Lied gesungen: „Ching Chang Chong Chinese im Karton. Chinese in die Ecke scheißen, Fliegen rumkreisen“. Dabei haben sie Schlitzaugen angedeutet und über mich gelacht.
Zwei Kindergärtnerinnen haben sogar mit gelacht. Rangeleien hätten sie wohl nicht toleriert, das beleidigende Lied anscheinend schon. Ich glaube die Kindergärtnerinnen und Grundschullehrer haben sich nichts Böses dabei gedacht. Deswegen war es wohl auch Normalität das Lied mit den „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ zu singen. Auch hier kommen Chinesen nicht gut weg.
Quelle: http://www.schanghai.com/index.php?p=forum&fl=cn&dmsgid=48799&forum_offset=0&dv=161
Erfahrungen und Meinungen von Müttern mit Diskriminierungserfahrung ihrer Kinder
Frau Lee (Mutter von einem 10-jährigen Kind): (…) ja, wenn ein Kind zur Mutter sagt: „Mama, heute hat jemand ‚Ching Chang Chong‘ zu mir gesagt“, dann ist die Antwort darauf: „So was kannst du ignorieren.“ Mehr kann man nicht sagen. (...)
Frau Kim (Mutter von einem 7-jährigen Kind): Ja, so was hört man von der koreanischen zweiten Generation, die hier aufgewachsen ist. Als sie klein waren, haben sie mit anderen gestritten, weil sie wegen den ‚Schlitzaugen‘ gehänselt wurden. So was hören wir öfter. So etwas passiert seit 50 Jahren immer noch. Wenn ich so darüber nachdenke, sollte eigentlich die deutsche Gesellschaft die Kinder gegen Diskriminierung sensibilisieren, indem man beispielsweise sagt, "Ihr solltet die Asiaten nicht so behandeln." und bei den Kindern damit auch die Diskriminierung gegen Asiaten thematisieren, genauso wie man es mit anderen Migranten auch tut. Allerdings gab es und gibt es niemanden, mit dem man über dieses Thema reden kann. (…)
Quelle: Aus der Diskussionsrunde mit den asiatischen Eltern am 30. 04. 2016
Wir wollen endlich darüber reden!
Wie der Autor im Beitrag aus der China-Plattform auch weiter beschrieben hat, sind die Witze und Spiele über Chinesen im Kindergarten und in der Grundschule selbstverständlich nicht böse gemeint, „sondern Ausdruck eines ehrlich empfundenen Gefühls von Befremdung und Andersartigkeit über Chinesen“, also über Asiaten. Jedoch fragen wir uns, inwiefern das Bild vom Asiaten als Witzfigur auf die mangelnde Sensibilität gegen Diskriminierung der Kinder Einfluss nimmt und die Diskriminierung gegen Asiaten toleriert. Und wie viele Kinder so eine Erfahrung in sich hineinfressen müssen, ohne ernst genommen zu werden. Wir wollen endlich mal darüber reden.