Am 15.12.2021 fand die erste Sitzung des Arbeitskreises des Projekts “Asiat*innen aktiv – für ein Leben ohne Diskriminierung“ online auf Zoom statt. Das Ziel von dem Arbeitskreis ist, das Projekt wissenschaftlich und praxisorientiert zu begleiten und den Austausch zwischen Vertreter*innen von unterschiedlichen Organisationen zu fördern, die im Bereich Antidiskriminierung und Antirassismus aktiv sind. Insgesamt kamen 15 Teilnehmende zur Sitzung, welche Vertreter*innen aus der Berliner Verwaltung (Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung und Landeszentrale für politische Bildung), Universitäten (Humboldt Universität, Freie Universität, Universität Köln und Universität Hamburg) und Zivilgesellschaft (Register Charlottenburg-Wilmersdorf, ReachOut Berlin, Seniorenvertretung Neukölln, Korientation, Kiezspinne, Kiez FM e.V., Schwulenberatung Berlin
und Chinesische Gemeinde in DE e.V.) sind. Daneben nahmen sieben Mitarbeiter*innen des GePGeMi Teams an dem Arbeitskreis teil.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vereinsvorstand folgte eine kurze Vorstellungsrunde. Herr Wilfred Josue moderierte als wissenschaftlicher Referent im Projekt die Onlinesitzung. Zunächst präsentierte der Vorstandsvorsitzende und wissenschaftliche Leiter im Projekt, Herr Dr. Min-Sung Kim, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung „Diskriminierungserfahrungen von asiatisch gelesenen Menschen während der Corona Pandemie“. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier.
Danach folgte die Präsentation durch die Projektleiterin und Vorstandsmitglied, Frau Jieun Park, über das Projekt.
Um den Teilnehmenden einen Überblick über das Projekt zu geben, wurden die ersten Eindrücke von den drei Diskussionsrunden mit den drei Hauptzielgruppen (Senior*innen, Eltern und junge Asiat*innen) präsentiert.
Ein Teilnehmer fragte, ob die Geopolitik zwischen China und den Westen (China als Systemkonkurrenz von Europa z.B.) die heutige Situation beeinflusste. Von dem Projektteam kam die Antwort, dass die Teilnehmer*innen laut der Diskussionsrunden bis jetzt das Gefühl nicht haben, dass China als Konkurrenz von Europa ist. Das Thema wird unser Projekt aber weiter begleiten. Andere Teilnehmer*innen meinten aber, dass China laut ihrer Erfahrung als tatsächlicher Konkurrenz gegen Europa oder Amerika ist, besonders weil Verschwörungstheorien online verbreitet und gelesen wurden. Deshalb herrscht das Feindbild gegen China und asiatisch gelesenen Menschen in Deutschland erfahren solche Diskriminierungen oder Rassismus. Auch in traditionellen Medien herrscht eine ganz koloniale Tradition, und deshalb werden die gleichen Feindbilder von China dargestellt.
Es wurde auch nach existierenden Begegnungsräume unter Asiat*innen in Berlin gefragt und wie man diese Orte nutzen kann, um Diskriminierung abzubauen. Bis jetzt könnte es Begegnungen in religiösen Orten oder Gemeinden (Muttersprachliche Gemeinden) und in den Nachbarschaften geben und dort könnte man Dialoge starten.
Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Umfrage wurde auch gefragt. Herr Dr. Kim erzählte zunächst, dass die Umfrage eine lange Geschichte hatte. 2016 gab es eine Pilotstudie mit den Senior*innen und die Ergebnisse wurde in der Zeitschrift „Soziale Arbeit und Migration“ veröffentlicht. Die Ergebnisse von der aktuellen Umfrage werden bald veröffentlicht, aber es muss zunächst festgestellt werden, in welchem Format, das wäre. Im Rahmen des Projekts werden weitere sowohl qualitative als auch quantitative Untersuchungen durchgeführt.
Wie funktioniert PhotoVoice? Das fragte eine Teilnehmerin. Frau Park antwortete, dass PhotoVoice ein partizipativer Forschungsansatz ist und durch Bilder von Teilnehmer*innen über ein Thema (z.B. Mittagessen oder Frühstück am Sonntag) und deren Erzählungen funktioniert, damit man die Lebenswelten der Erzählenden besser verstehen kann. Was kommt danach ist spannender, denn es geht um die Entwicklung des Verständnisses der anderen. Und im Prozess des gemeinsamen Interpretierens und Entwicklung des neuen Verständnisses der anderen kann PhotoVoice unterstützen. Im Projekt wollen wir fünf Sitzungen von PhotoVoice mit unseren drei Hauptzielgruppen (Senior*innen, Eltern und junge asiatische Migrant*innen) durchführen.
Auf der Vereinswebseite findet man auch die Broschüre von den damaligen Workshops, die mit PhotoVoice durchgeführt wurden. Ein Ziel von dem Projekt ist auch die Begegnung der Teilnehmer*innen (asiatisch und Einheimischen) durch die Workshops von PhotoVoice zu aktivieren und fördern.
Inwieweit wurde das Thema Geschlecht besonders queere Identität vor allem in der Zusammensetzung der Zielgruppen berücksichtigt? Das fragte ein Teilnehmer. Herr Josue antwortete, dass mehr Frauen bis jetzt im Projekt teilnahmen. Aber es wird angestrebt, dass die Vielfalt unter Teilnehmer*innen nicht nur in Bezug auf Herkunft, sondern auch von sexuellen oder Gender Identitäten entwickelt wird.
Woran liegt es, dass bei zwei Diskussionsrunden (Senior*innen und Eltern) keine Chinesen da waren? Eine Teilnehmerin wollte das genau wissen. Sie meinte auch, dass die Erfahrungen bezüglich Diskriminierung unter asiatischen Gruppen unterschiedlich sind und deshalb ist es wichtig, dass Teilnehmer*innen aus China gewonnen werden sollen. Herr Josue antwortete, dass die Einladung zu den Veranstaltungen sowohl auf der Webseite hochgeladen als auch auf den Social Media-Kanälen des Vereins verbreitet wurde, aber leider kamen nicht so viele Chines*innen als Teilnehmer*innen. Es wurde aber vereinbart, dass Einladungen an Organisationen mit Bezug auf China geschickt werden. Die Erfahrungen von asiatisch gelesenen Menschen können unterschiedlich sein. Zurzeit aber gibt es im Projekt nicht so viele Belege dazu, denn das Projekt ist neu. Im Laufe des Projekts werden aber diese Erfahrungen dokumentiert, damit die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Erfahrungen von den Teilnehmenden analysiert und präsentiert werden.
Herr Dr. Kim meinte, dass der Verein sich von Anfang nicht auf die Herkunft der Teilnehmenden konzentrierte. Der Verein versuchte so viel wie möglich Teilnehmende der ersten Generation aus Ost- und Südostasien zu gewinnen und das war einfach eine strategische Entscheidung, denn wenn man sich nur einzelne Gruppen aus Ost oder Südostasien fokussiert, wird es zu klein. Dr. Kim sagte auch, dass Asiat*innen im Projekt asiatisch gelesenen Migrant*innen der ersten Generation aus Ost- und Südostasien gemeint wurden.
Es wurde gefragt, wie man besser in der Schule mitwirken kann, da weniger Fälle bezüglich Diskriminierung gegen asiatisch gelesenen Schüler*innen gemeldet sind. Eine Teilnehmerin fragte auch nach dem Verständnis von Antiasiatischen Rassismus in der Umfrage und im Projekt. Ist der Begriff „Antiasiatischer Rassismus“ in der Umfrage oder im Projekt als ein allgemeiner Überbegriff von unterschiedlichen Erfahrungen von Rassismus unter asiatisch gelesenen Menschen genutzt? Es gibt vielleicht Überschneidungen oder Unterschiede zwischen den Erfahrungen von Chinesen, ostasiatisch und südostasiatisch gelesenen Menschen, aber die Homogenisierung der Erfahrungen könnte die Diskriminierungserfahrungen relativieren oder sogar normalisieren, deshalb muss man das auch im Projekt berücksichtigen. Diese Themen wurden in der Sitzung diskutiert und das Projekt begleiten.
Als Abschluss wurden die Teilnehmenden nach ihrem Feedback durch Menti gefragt. Insgesamt waren die Teilnehmende zufrieden mit der Sitzung und wünschen sich die folgenden Punkte:
Der Vereinsvorstand bedankte sich bei den Teilnehmenden und teilten die Information, dass im Jahr 2022 zwei weitere Sitzungen (Online oder vor Ort) von dem Arbeitskreis sind angestrebt. Die
Einladungen werden geschickt. Falls Sie Interesse an der Arbeit von Arbeitskreis haben oder Sie Kontaktpersonen kennen, die unsere Arbeit interessant finden können, schreiben Sie eine E-Mail
an info@gemi-berlin.de