Bericht - 2. Gruppendiskussion mit jungen asiatischen Migrant*innen am 19.02.22
„Asiat*innen aktiv – für ein Leben ohne Diskriminierung!“
Am 19. Februar traf sich das Projektteam "Asiat*innen aktiv - für ein Leben ohne Diskriminierung" mit jungen asiatischen Migrant*innen in dem Metaversum “Gather” zur 2. Gruppendiskussion. Nach der bereits gelungenen Auftaktveranstaltung im Dezember letzten Jahres hatte diese daran anknüpfende Gruppendiskussion das Ziel, die Teilnehmer*innen über die Aktivitäten bzw. Angebote des Projektes “Asiat*innen aktiv - für ein Leben ohne Diskriminierung!” zu informieren. Nicht nur junge asiatische Migrant*innen der 1. Generation, sondern auch asiatisch-deutsche Teilnehmer*innen der 1,5. und 2. Generation, die an dem Projekt interessiert waren, nahmen an der Veranstaltung teil. Highlight der Veranstaltung war gewiss die gewählte Online-Plattform “Gather”, die den Teilnehmer*innen bisher noch unbekannt war, aber auf jeden Fall allen Spaß bereitete. Nach der Anmeldung zur Veranstaltung konnten die Teilnehmer*innen individuelle Avatare erstellen und die virtuellen Veranstaltungsräume, die das Projektteam zuvor eigens für die Veranstaltung erstellt und liebevoll eingerichtet hatte, betreten und mit anderen Teilnehmer*innen in diesem Paralleluniversum interagieren.
Empowerment Workshops 2022
Zunächst fanden sich alle Teilnehmer*innen im großen Raum in einem Stuhlkreis zur Begrüßung und ausführlichen Vorstellungsrunde ein. Anschließend wurde im ersten Teil der Veranstaltung das Projekt “Asiat*innen aktiv - für ein Leben ohne Diskriminierung!” durch die Projektleitung vorgestellt. Insbesondere wurde erklärt, was das Projekt “Asiat*innen aktiv - für ein Leben ohne Diskriminierung!” ist, warum das Projektteam genau mit jungen Asiat*innen dieses Projekt durchführen und wie sie das umsetzen möchte. Nach einer kurzen Pause stellte sich unser Empowerment-Workshopleiter, Toan Nguyen, vor. Toan Nguyen ist Diplom-Pädagoge und arbeitet seit 15 Jahren als politischer Bildungsreferent zu den Themen Antidiskriminierung und Empowerment. Im Rahmen der Empowerment-Workshops möchte er gemeinsam mit den jungen asiatischen Migrant*innen Empowermentstrategien, wie z.B. Selbstreflexion, Widerstand, Vernetzung und Self Care ergründen und ausbauen, damit sie einerseits eine gestärkte Haltung gegenüber Rassismus und Diskriminierung einnehmen und andererseits selbst als Multiplikator*innen auch ihr Wissen darüber weiter an ihre Communities geben können. Die Empowerment-Workshops für junge Asiat*innen bauen auf den vier Bausteinen
- Kennenlernen, Biografie und Identität
- Austausch und Bearbeitung von Diskriminierung und Rassismus
- Empowerment
- Transfer in den Alltag
auf und finden an den Wochenenden 19. und 20. März sowie 23. und 24. April 2022 in Präsenz statt. Weitere Infos finden Sie hier.
Photovoice 2022
Im darauffolgenden Teil der Veranstaltung wurde die im Rahmen des Projekts geplante Veranstaltung “Photovoice” präsentiert. Photovoice ist eine partizipative Forschungsmethode, die es Menschen mit und ohne asiatischer Migrationsgeschichte ermöglicht, einander kennenzulernen und zu verstehen. Als Co-Forscher*innen werden die Teilnehmer*innen zunächst zu Themen oder Leitfragen Fotos machen, welche dann in den Sitzungen vorgestellt werden. Anhand dieser Fotobilder werden die Lebenswelten und Perspektiven der Teilnehmer*innen präsentiert und die anderer kennengelernt. Gemeinsam werden die Ergebnisse dann diskutiert und interpretiert, um einander zu verstehen und schließlich - was auch das Ziel von Photovoice ist – Vorurteile gegenüber einander abzubauen. Auch in den vergangenen Jahren hat unser Verein GePGeMi bereits Photovoice durchgeführt. Die Ergebnisse der letzten Veranstaltungen finden Sie hier.
Schließlich verteilten sich die Teilnehmer*innen im letzten Teil der Veranstaltung in einzeln eingerichtete Räume, um sich in ihrer Muttersprache über mögliche Themen für Photovoice auszutauschen. Gebildet wurden insgesamt vier Gruppen – eine koreanische, eine vietnamesische, eine philippinische sowie eine gemischte Gruppe, die sich auf Deutsch unterhielt. Leitfrage der Gruppendiskussion war “Welche Vorurteile dir gegenüber erfährst du?”. Nach dem Austausch fanden sich alle im Stuhlkreis im großen Plenum wieder, um über ihre Ergebnisse zu berichten. Die Teilnehmer*innen erzählten u.a. von Vorurteilen in den Bereichen der öffentlichen Verwaltung, im Gesundheitsbereich, aber auch bei der Arbeit, wo viele der Teilnehmer*innen sich bei gleicher Qualifizierung wie ihre deutschen Kolleg*innen ungleich behandelt fühlen. Auch bei dem Thema Essen teilten viele ihre Erfahrungen, die von Vorurteilen geprägt sind. Oft wurde beispielsweise von unangenehmen Situationen berichtet, in denen die Teilnehmer*innen mit ihren Hunden spazieren gingen und dabei von fremden Menschen belehrt wurden, ihre Haustiere nicht zu verspeisen. Solche Begegnungen verletzen Betroffene immer wieder. Das Thema Racial Profiling wurde auch bei der Gruppendiskussion erwähnt. Ein Teilnehmer erzählte von seinen Erfahrungen während seiner Studienzeit in Baden-Württemberg, wo er regelmäßig von Polizist*innen nach seinem Ausweis gefragt wurde, während seine weißen Freunde, die mit ihm unterwegs waren, nicht kontrolliert wurden. Aber es wurde nicht nur über Vorurteile gegenüber asiatischen Gruppen berichtet: auch selbstreflektierende und selbstkritische Stimmen haben sich geäußert. So resümierte eine Gruppe, dass niemand von Vorurteilen befreit ist und wir alle auch Vorurteile haben. Daher ist es auch wichtig, die eigenen Sichtweisen zu reflektieren und sich selbst zu sensibilisieren. Nur so können wir zu einem respektvollen Umgang in einer Vielfaltsgesellschaft beitragen.
