Vielfaltscafé: Info-Veranstaltung
Wegweiser zur Beratung bei Diskriminierungserfahrungen - Wie sieht ein
Beratungsprozess aus?
Habt ihr euch jemals gefragt, wie der Ablauf einer Beratung aussieht, wenn ihr Diskriminierung erlebt habt und dringend Unterstützung braucht? Seid ihr manchmal unsicher, ob eine Beratung wirklich hilfreich sein kann? Wisst ihr, wer hinter den Beratungsangeboten steht und wer euch beraten wird?
Im Rahmen unseres Vielfaltscafés am 23. Mai wurden all diese offenen Fragen in Form einer hybriden Infoveranstaltung beantwortet. Zum zweiten Mal durften wir unser Vielfaltscafé sowohl in Präsenz als auch online im Hybridformat anbieten, sodass Interessierte für das Thema unabhängig von ihrem Aufenthaltsort daran teilnehmen und sich informieren konnten. Unser Referent des Tages vom ADNB e.V. des TBB (Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg) war dabei, um einen detaillierten Vortrag über ihre Arbeit beim Antidiskriminierungsnetzwerk in Berlin und den Wegweiser zur Anti-Diskriminierungsberatung zu halten. Schritt für Schritt wurde im Vortrag und in der anschließenden Diskussion erläutert, wie die Beratungsverfahren auf die Bedürfnisse der Betroffenen ausgerichtet sind und welche Beratungs- und Unterstützungsangebote es bei solchen Stellen gibt.
Der Anti-Diskriminierungsprozess
Der Anti-Diskriminierungsprozess beginnt mit einem Erstgespräch zur Klärung des Vorfalls und der Beratung über das weitere Vorgehen. Zusätzlich wird seelische Unterstützung angeboten und bei
Bedarf an spezialisierte Fachdienste weitervermittelt. Insbesondere wenn zukünftige Begegnungen unvermeidbar sind, können einige außergerichtliche Lösungen angestrebt werden, zum Beispiel in Form
eines Beschwerdebriefs, ein persönliches Gespräch oder Konfliktvermittlung durch ein gemeinsames Gespräch mit einem Konfliktvermittler. Falls diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind, kann die
Beratungsstelle helfen, sich an die Medien zu wenden, um öffentlichen Druck auf die Diskriminierenden auszuüben.
Falls erforderlich und erwünscht, kann auch eine Klage eingereicht werden. Die Beratung klärt dabei, ob rechtliche Schritte möglich sind und welche Maßnahmen dafür notwendig wären.
AGG und LADG
Ein besonderer Fokus wurde hierbei auf die Vorschriften des AGG und des LADG gelegt, auf denen der Beratungsprozess des ADNBs basiert. Das AGG (Allgemeine Gleichbehandlungs-gesetz) regelt umfassend den Schutz vor Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität durch private Akteure wie Arbeitgeber und Vermieter. Es legt Rechte und Pflichten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer fest, erfordert diskriminierungsfreie Bewerbungsprozesse und Arbeits-verhältnisse und verlangt die Einrichtung von Beschwerdestellen in Betrieben. Das AGG gilt auch für alltägliche Geschäfte und Dienstleistungen wie Einkaufen oder Restaurantbesuche.
In Berlin gilt zusätzlich das LADG (Landesantidiskriminierungsgesetz) für den Schutz vor Diskriminierungsfällen durch öffentlich-rechtliche Stellen des Landes Berlin, z.B. in der Verwaltung, vor Gericht, bei der Polizei oder auch an Hochschulen und Verkehrsbetrieben (BVG). Im Vergleich zum AGG enthält das LADG einen erweiterten Katalog an Diskriminierungsmerkmalen, einschließlich geschlechtlicher Identität, chronischer Erkrankung, Sprache und sozialem Status. Die Klagefrist nach dem LADG beträgt ein Jahr, länger als die Frist von zwei Monaten nach dem AGG.
Abschluss
Zum Abschluss des Vortrags wurden einige Beispiele genannt und diskutiert, um klarzustellen, in welchen Fällen und in welchem Umfang Betroffene auch rechtlichen Anspruch gegen Diskriminierung und
Rassismus haben können.
Nach diesem informativen Input war der Raum geöffnet für den freien Austausch von Erfahrungen und gegenseitige Unterstützung. Zum schönen Abschluss haben die Teilnehmenden gemeinsam unsere
Anti-Diskriminierungs-Filmreihe angeschaut, mit der neuesten Addition – unserem neu veröffentlichten Imagefilm „Lehrersein mit asiatischem Migrationshintergrund - Struktureller Rassismus im Bildungssystem“!
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden für ihre Begeisterung, ihr Interesse und ihre Offenheit sowie für alle leckeren Beiträge zu unserem kleinen Mitbringsel-Buffet!